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pfere Thaten Bewunderung zu erregen; Andere gingen den Tour«
nieren nach, suchten dabei Danke zu verdienen, oder Gefangene
zu machen, für die sie sich dann ein schönes Lösegeld geben ließen;
wurden sie aber selbst gefangen, so mußte man sie unentgeltlich
frei geben, weil sie nichts hatten. Noch Andere wurden von
ihrer Begierde nach Abentheuern und ihrer Vorliebe für ein ab-
wechselndes Leben umhergetcieben.
47. Die Kaiser Heinrich 5. und Lothar.
Es ist schon gesagt worden, daß der unglückliche Heinrich 4.
1106 gestorben sey. Sein Sohn Heinrich 5. folgte ihm zwar als
deutscher König; aber da der Fluch seines Vaters auf dem un-
gerathenen Sohne lastete, so ist schon vorauszusehn, daß seine Re-
gierung nicht ruhig und glücklich seyn konnte. Und so war es
auch. Zuerst bekam er gleich anfangs einen lebhaften Streit mit
dem Papste Paschalis2. wegen der Investitur. Der Papst
wollte durchaus nicht zugeben, daß der Kaiser hinfort die Bischöfe
einsetzen sollte; dieser aber wollte sich dies Recht nicht nehmen
lassen, weil ja die Geistlichen viele Güter besaßen, die sie von sei-
nen Vorfahren geschenkt erhalten hätten. Als nun Heinrich nach
Rom zog, um sich krönen zu lassen, erklärte Paschalis rund her-
aus, er würde ihn nicht eher krönen, bis er ihm nachgegeben
habe. „Ei was!" rief einer der Begleiter des Königs, „was
brauchts erst vieler Worte? Wisset, unser Herr will ohne alle Be-
dingungen, wie einst Karl der Große, gekrönt seyn." Und da der
Papst immer noch widersprach, so ließ Heinrich ihn nebst einigen
Cardinalen plötzlich gefangen, nehmen, und nun erst entschloß er
sich zur Krönung. Aber damit war der Friede noch nicht herge-
stellt. Der Streit wurde bis zum Jahre 1122 fortgesetzt, wo
der Papst einen Legaten nach Worms schickte, und beide sich dahin
verglichen, daß die deutschen Bischöfe und Aebte in Gegenwart
des Kaisers, aber ohne Simonie, gewählt, und von ihm wegen
ihrer vom Könige einst erhaltenen Güter mit dem Scepter be-
lehnt werden, aber vom Papste die Belehnung mit Ring uyd
Stab erhalten sollten. Ganz Deutschland frohlockte, daß endlich
der Friede zu Stande gekommen war.
Mit den deutschen Fürsten vertrug sich Heinrich nicht besser
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Lothar Heinrich Heinrich Heinrich_5. Heinrich Heinrich Heinrich Paschalis Karl_der_Große Karl Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
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Kreuzzug zu Stande gekommen seyn. Dieser Mann hatte schon
in der Jugend durch Fleiß, Einfachheit, Bedachtsamkcit und Ge-
horsam sich hervorgcthan, und vor allen sich selbst zu beherrschen
gelernt. Gegen die sinnlichen Freuden, gegen Esten, Trinken
und schöne Kleider, war ergänz gleichgültig; jeder Augenblick,
ohne dringende Noth schlafend zugcbracht, schien ihm ein Verlust
am Leben; denn sein Gemüth war immer auf etwas Höheres ge-
richtet. In einer wüsten Gegend hatte er das berühmte Kloster
Clairvaux gegründet, und hier lebte er mit der größten Strenge.
So zurückgezogen aber auch sein Leben als Mönch war, so we-
nig kannte er Menschcnfurcht, wenn es darauf ankam, die Ehre
Gottes zu befördern.
Der damals lebende Papst Eugen 3. erkannte, daß der Abt
Bernhard ganz der Mann sey, wie einst Kukupeter, die Abend-
länder zu einem neuen Kreuzzuge zu bereden, und gab ihm daher
den Auftrag, das Kreuz zu predigen. Dabei kam dem Abt sehr
zu Statten, daß der König von Frankreich Ludwig 7. gerade
damals die heftigsten Gewiffcnsbistc fühlte. Er hatte nämlich in
einem Kriege mit dem Grafen von Champagne die Stadt Vitry
erobert, und dabei waren in einer Kirche 1300 Menschen, die
sich dahin geflüchtet hatten, verbrannt worden. Nur durch einen
Kreuzzug glaubte der König die große Schuld sühnen zu können.
Das Beispiel des Königs, und vorzüglich auch die Versicherung
des beredten Bernhard, daß der Kreuzzug glücklich ausfallen würde,
und allen Theilnehmern vollständige Vergebung ihrer Sünden zu
Theil werden sollte, brachte eine Menge Menschen in Frankreich
in Bewegung. Ludwig, seine Frau, sein Bruder, viele Grafen,
Bischöfe und Edle nahmen das Kreuz, ugd zwar in solcher Men-
ge, daß die wollenen Kreuze, dle Bernhard bei einer dazu ge-
haltenen Versammlung austheilte, lange nicht zureichten, und er
seinen eigenen Mantel zu Kreuzen verschneiden mußte, um nur
den Andrang zu befriedigen.
Nun wandte er sich auch nach Deutschland. Aber Kaiser
Conrad 3. war nicht geneigt dazu; denn er hatte in Deutsch-
land und Italien alle Hände voll zu thuw. Bernhard indessen
war nicht der Mann, ein angefangenes Werk so schnell aufzuge-
den. Er reiste dem Kaiser, der ihm auszuweichcrr suchte, nach,
/
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Eugen_3. Eugen Bernhard Ludwig Bernhard Ludwig Ludwig Bernhard Conrad Bernhard
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich_Ludwig Frankreich Deutschland Italien
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Ritter sterben sollte." Darauf ließ er ihn sorgfältig pflegen,
und schickte ihn dann in sein Vaterland zurück. So wissen
sich edle Menschen zu rachen! Auch gegen die Söhne Ottokars
zeigte sich Rudolph großmüthig. Er belohnte sie mit dem Erd-
reiche ihres Vaters, und nahm ihnen nur die von diesem un-
recht erworbenen Länder. Oestreich gab er seinen beiden Söh-
nen Albrecht und Rudolph, und wurde dadurch der Stamm-
vater des östreichischen Hauses.
Darauf reifte Rudolph umher, hielt mehrere Reichstage,
und ließ in verschiedenen Gegenden den Landfrieden beschwören.
Dennoch hörten viele Ritter nicht auf, von ihren Raubschlössern
aus die Ruhe des Landes zu stören. Einer der ärgsten war
Graf Eberhard von Würtemberg, der den Wahlspruch
hatte: Gottes Freund, aller Welt Feind! Er konnte nicht ver-
gessen, daß Rudolph sonst seines Gleichen gewesen war, und
wollte ihm nicht gehorchen. Aber Rudolph wußte sich Gehor-
sam zu verschaffen. Er belagerte Stuttgard so lange, bis Eber-
hard gute Worte gab, und Ruhe zu halten versprach. Außer-
dem zerstörte der Kaiser eine Menge von Raubschlössern; in
einem Monate einmal 66. Die Uebelthäter ließ er nach Erfurt
bringen. Hier wurden die Edelleute enthauptet, die Knechte
aber aufgehenkt. Das machte Eindruck.
Von seiner Klugheit erzählt man folgendes Beispiel. Als
er einst in Erfurt war, trat ein Kaufmann aus Lübeck vor ihn,
und klagte gegen einen Gaftwirth von Erfurt, d-em er einen
Beutel mit Gold zur Verwahrung gegeben habe, und der nun die
ganze Sache ableugne. Rudolph ließ den Beklagten holen,
befragte ihn, und erhielt die Versicherung, daß er von keinem
Beutel wisse, und der Kaufmann ein Lügner sey. Allein den
Kaiser tauschte er nicht; der durchschaute den ganzen Betrug.
Wie von ungefähr sagte er während des Gesprächs zum Gaft-
wirthe: „sieh! du Haft ja an deinem Gürtel einen köstlichen
Beutel hängen! Laß doch einmal sehen!" Sogleich nahm ihn
der Gaftwirth ab, überreichte ihn dem Kaiser, und bat diesen,
ihn doch als Geschenk anzunehmen. Rudolph hatte nur etwas
von dem Manne in Händen haben wollen. Er nahm einen
Vorwand hinauszugehcn, und sandte einen Diener zur Frau des
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m
begegneten, waren die Worte: rnemsnto mori ! das Einzige,
womit sie sich begrüßten.
Wichtiger aber als alle andere Mönchsorden wurden die
Franziseaner und Dominicaner.
In dem Städtchen Assisi im Neapolitanischen lebte zu Ende
des 12ten Jahrhunderts ein wohlhabender Kaufmann, der einen
Sohn, Namens Franziscus hatte. Der junge Mensch sollte
auch zur Handlung angelernt werden, kam aber plötzlich, man
weiß nicht wodurch, zu dem Entschlüsse, ein frommes Leben zu
führen, nachdem er viele thörigte Streiche ausgeübt hatte.
Einst, als ihn sein Vater mit Waaren, die er verkaufen sollte,
ausgeschickt hatte, kam er ohne sie und ohne Geld nach Hause,
und erzählte, er habe das letztere zu frommen Zwecken verwen-
det. Der Vater züchtigte ihn, und sperrte ihn ein, aber die
schwache Mutter ließ ihn wieder heraus. Nun trieb er sich
herum, und seine Schwärmerei wurde immer größer. Er er-
zählte ganz im Ernste, daß er mit Gott und Jesus zuweilen münd-
liche Unterredungen habe. Seine Kleider schenkte er oft weg,
und ließ sich dafür von Bettlern Lumpen geben, und da fein Va-
ter ihn von seinen Thorheiten zurückbringen wollte, kam er gar
nicht mehr nach Hause, sondern lebte in Höhlen und Einöden.
Einst hörte er eine Predigt an, in welcher der Geistliche den
Spruch Matth. 10, 9 und 10 vorlas: „ihr sollt nicht Gold, noch
Silber, noch Erz in euren Gürteln haben, auch keine Tasche zur
Reisefahrt; auch nicht zwei Röcke, keine Schuhe und keinen
Stecken ; denn ein Arbeiter ist seiner Speise werth. " Sogleich
warf er alles weg, was er noch hatte : Geld, Tasche, Schuhe,
Stock und Kleider, behielt nichts als eine Kutte von grobem brau-
nem Tuche, band um den Leib einen Strick, und wanderte bar-
fuß weiter. Ueber den närrschen Menschen wurde natürlich viel
gesprochen. Viele nannten ihn einen Narren; selbst sein Bruder
verspottete ihn; aber Andere meinten, er müsse wohl ein Heiliger
seyn, und da bekanntlich ein Narr viele Narren zu machen
pflegt, so liefen ihm bald Mehrere nach, und machten es ebenso
wie er. Als er elf Schüler beisammen hatte, so schrieb er ih-
nen eine Regel vor, und verlangte vor allen Gehorsam, Armuth
und eheloses Leben- Mit zwölf Schülern kam er 1210 nach
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70
zeigte vor allen eine große Liebe zu seinen Nebenmenschen. Als
er 36 Jahre alt war, reiste er durch Frankreich. Hier in dem
Gebirge der Sevennen, besonders um das Städtchen Albi herum,
lebten damals viele christliche Gemeinden, welche sich Albigenser
nannten, von den Katholiken für Ketzer gehalten wurden, aber
höchst fromm und sittlich waren. Die vielen Mißbräuche in
der katholischen Kirche hatten mehrere fromme Männer auf
den Gedanken gebracht, daß es gewiß gottgefälliger wäre, bloß
nach den Vorschriften des neuen Testaments zu leben und Gott
zu verehren. Sie verwarfen alle erst nachher eingeführten Ge-
bräuche, wollten von Verehrung der Heiligen, Ablaß, Fegefeuer,
Mönchsleben u. d. gl. nichts wissen, gehorchten der Obrigkeit,
lebten in Stille und Frieden, und hatten Geistliche, die nicht
nach irdischen Gütern trachten durften. So wacker nun auch
diese Albigenser waren, so wurden ste doch von den umwoh-
nenden Katholiken als verabscheuungswürdige Menschen ange-
sehen; dahin kann die Unduldsamkeit führen! — Als Guzman
durch ihr Land reifte, jammerte es ihn, daß diese sonst guten
Leute ein Raub des Teufels — so meinte er — werden müß-
ten. Er suchte sie deshalb von ihren vermeintlichen Jrrkhümern
zu bekehren, und blieb deshalb zehn Jahre lang bei ihnen. Zu-
letzt kam er auf den Gedanken, es müsse ja recht verdienstlich
seyn, einen Orden zu stiften, der sich ganz der Bekehrung der
sogenannten Ketzer widmete. Papst Honorius 3. bestätigte die-
sen Orden 1216. Er wurde auch der Predigerorden ge-
nannt, weil die Dominicaner umherreisten, und die Erlaubniß
hatten, überall zu predigen und Beichte zu hören. — So ein
braver Mann Dominicus sonst auch war, so war er doch ein
Schwärmer, und legte einen viel zu großen Werth auf äußere
Gebräuche. So hatte er z. B. stch neun Arten zu beten aus-
gedacht: in gebückter Stellung, auf dem Bauche liegend, abwech-
selnd niedeckniend und dann wieder aufspringend, die Arme wie
ein Kreuz ausgeftreckt u. s. w. Er starb 51 Jahre alt, auf
der Erde liegend, in einer härenen Kutte, und eine Kctt'b um
den Leib. Anfangs waren sein Orden, wie der des Franziscus
jetzt noch, ein Vettelorden, ist es aber seit dem i4ten Jahrhun-
dert nicht mehr.
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und suchte ihm einen Gegenkönig entgegenzuftellen. Erft wähl-
ten Kcilrs Gegner den König Eduard 3. von England, und
da dieser zurücktrat, den Markgrafen Friedrich den Ernst-
haften von Meißen. Aber auch dieser lehnte die gefährliche
Ehre ab, die endlich der tapfre Günther Graf von
Schwarzburg annahm. So ritterlich dieser Mann auch
war, so war er doch nicht dazu gemacht, den rechtmäßigen
Kaiser zu stürzen, und entsagte schon in demselben Jahre seiner
neuen Würde.
Die Haupttriebfeder von Karls Handlungen war Eigennutz.
Jede seiner Vermahlungen, jede Geldnoth, jeder Todesfall eines
Reichsfürsten wurde von ihm benutzt, seine Besitzungen zu er-
weitern. Und in der That hatte er auch Glück darin. Unter an-
dern brachte er die Oberpfalz (jetzt ein Theil von Nordbaiern), die
Oberlausitz und ganz Schlesien an sein Haus, späterer auch die
Niederlausitz, Tyrol und gar die Mark Brandenburg. Um doch
etwas auch für das deutsche Reich zu thun, gab er die soge-
nannte goldene Bulle. Dies ist ein Gesetz, durch welches
genau bestimmt wurde, wie es mit der Wahl und Krönung
des Kaisers gehalten werden müsse, welchen Fürsten die Wahl
zukomme u. d. gl. Als solche Wahl - oder Kurfürsten
wurden sieben bestimmt: die Erzbischöfe von Mainz, Trier
und Cöln, der König von Böhmen, der Herzog von Sach-
sen-Wittenberg, der Markgraf von Brandenburg, und
der Pfalzgraf am Rhein. Nur diese sieben sollten künftig
wählen.
Karl ist 1378 gestorben. Die Kurfürsten wählten zu sei-
nem Nachfolger seinen ältesten Sohn
Wenzel, der von 1378— 1400regiert hat, und ein äu-
ßerst träger Mann war. In seiner Kindheit war er nie zum
Gehorchen angehalten worden; darum verstand er auch in der
Folge nicht zu regieren. Sein Vater hatte doch wenigstens
seine Erbländer recht blühend gemacht; aber auch um diese be-
kümmerte sich der für Alles gleichgültige Wenzel wenig. Die
Folge seiner Unthätigkeit war, daß das Ansehen des Kaisers
immer mehr verfiel, und die Folge hiervon wieder, daß Jeder
that, was ihm gefiel und wozu ec die Macht hatte. Fast zu
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Extrahierte Personennamen: Eduard Friedrich Friedrich Günther_Graf_von
Schwarzburg Günther Karls Karl
Extrahierte Ortsnamen: England Karls Tyrol Brandenburg Mainz Sach-
sen-Wittenberg Brandenburg Rhein
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worden, kleinen Brettern zum Lheil, statt der Schilde, hatten
sich auf einen Berg gestellt, und sahen mit Beklommenheit die
berittene Reiterschaar heranziehen. Entschlossen, für das Vater-
land zu sterben, erwarteten sie ihre letzte Stunde; zu siegen schien
für sie keine Hoffnung. Aber der, welchen Gott verwirft, pflegt
jederzeit das Verkehrteste zu wählen. So hier Leopold. Er be-
fahl den Reitern abzusitzen, und zu Fuß die Schweizer zurückzu-
treiben. Indessen waren die Schweizer in die Ebene hinabge-
stiegen. Sie fielen auf die Knie, und flehten mit erhobenen Hän-
den Gott um Hülfe an. Dann liefen sie getrosten Muthes mit
lautem Kriegsgeschrei gegen den Feind. Aber die Ritter aus
Oestreich standen in langer, wohlgeordneter Linie, undurchdring-
lich, weil jeder durch seinen Schild gedeckt war , und die langen
Lanzen so weit hervorragten, daß die Schweizer mit ihren kurzen
Waffen keinen Feind erreichen konnten. Dagegen standen diese
wenig gedeckt, viele wurden ohne große Gegenwehr niedergesto-
chen. Jetzt aber schienen sie alle verloren; denn die äußersten
Flügel der Oeftreicher schwenkten sich zu einem halben Monde,
um das Häuflein der Schweizer von allen Seiten zu umfangen.
In dieser großen Noth rief. Arnold Strutthanvonwin-
kelried seinen Kriegsgefährten zu: „ich will euch eine Gasse
machen! Sorgt für mein Weib und meine Kinder; treue liebe
Eidgenossen, gedenket meines Geschlechts!" So rannte ec her-
vor aus der Reihe, auf den Feind los, umschlang mit seinen
Armen so viele Spieße, als er umfassen konnte, begrub sie in
seine Brust, und drückte sie, als er sterbend hinsank, mit sich
zu Boden. So entstand eine Lücke. Die andern Schweizer
stürmten über seinen Leichnam hin, hinein in den Feind, schlu-
gen links und rechts mit gewaltiger Hand, und richteten ein
großes Blutbad an. Das Gedränge der Ritter war so groß,
daß viele an diesem schwülen Tage in ihren Panzern erstickten.
Als die Knechte, welche die Pferde der Ritter hielten, das Un-
glück sahen, vergaßen sie ihrer Herren, saßen auf, und jagten
davon. Herzog Leopold ergriff das Banner von Oestreich, und
ließ es hoch wehen. Viele umringten ihn, und baten ihn, sein
Leben zu schonen- Ec aber sprach: „es ist so mancher Graf
und Herr mit mir in den Tod gegangen, ich will mit ihnen
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Arnold_Strutthanvonwin- Leopold Leopold Oestreich
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nen englischen Predigers, mit, der durch seine Lehren dort groß-
ßes Aufsehen erregt hatte. Erhalte unter andern gelehrt, daß
der Papst so gut wie jeder Andere irren könne und oft geirrt
habe, daß man in Sachen der Religion nur den Worten des
Evangeliums glauben müsse, daß der Papst keineswegs das Recht
habe, nach Willkühr Sünden zu vergeben, und Ablaßzcttel zu
verkaufen u. d. gl. mehr. Huß nahm anfangs die Bücher Wik-
lefs mit einem geheimen Grauen in die Hände; aber je weiter
er las, desto mehr freute er sich über den frommen Sinn und
die vernünftigen Gedanken des Mannes, und als um diese
Zeit päpstliche Ablaßverkäufer nach Böhmen kamen, predigte
er offen und frei gegen diese schändliche Art, das arme Volk
um sein Geld und seine Seligkeit zu betrügen. Es konnte nicht
fehlen, daß ihm seine Freimüthigkeit viele Feinde zuzog. Dazu
kam aber noch ein andrer Umstand. Auf der Universität wa-
ren böhmische und deutsche Professoren. Diese hatten drei,
jene nur eine Stimme. Huß hielt das für ungerecht, und
brachte es durch sein Ansehen beim König Wenzel, der ihn liebte,
dahin, daß nun die Böhmen drei, und die Deutschen eine
Stimme erhielten. Hierüber wurde die Gahrung so groß,
daß die fremden Professoren und Studenten die Stadt für im-
mer verließen. Wie zahlreich aber damals diese Universität ge-
wesen seyn muß, beweist die Menge der Abziehenden. Ihre
Zahl wird —- aber gewiß übertrieben — auf 20 — 40,000
angegeben; 5000 waren ihrer aber wenigstens. Viele von ih-
nen gingen nach Leipzig, wo um diese Zeit eine neue Universität
errichtet wurde-
Die Bürger Prags waren sehr unwillig, daß durch Huß
die Stadt so vieler ihrer Einwohner beraubt worden war. Aber
keiner haßte ihn mehr als der Erzbischof, der es endlich dahin
brachte, daß der Papst ihn in den Bann that, und die Stadt
mit dem Jnterdict belegte; d. i. so lange Huß in Prag blieb,
durfte kein Gottesdienst gehalten, keine Glocke gelautet, kein
Kind getauft, kein Gestorbener in geweihter Erde begraben,
niemand getraut, kurz keine geistliche Handlung verrichtet wer-
den. An den Bann kehrte sich Huß zwar nicht viel; aber er
wollte nicht, daß seine Mitbürger durch ihn leiden sollten. Dar-
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rings um ihn Stroh bis an seinen Hals aufgehauft hatte, ritt
der Pfalzgraf zu ihm heran , und ermahnte ihn noch ein Mal,
seine Lehren abzuschwören. „Ich rufe Gott zum Zeugen,"
sprach Huß mit lauter Stimme, „daß alle meine Lehren und
Schriften die Absicht gehabt haben, die Menschen aus der Ge-
walt der Sünde in das Reich Gottes zu führen. Jetzt will
ich die Wahrheit, die ich gepredigt habe, mit meinem Tode be-
siegeln. " Der Pfalzgraf winkte, und die Flamme prasselte
auf. Zwei Mal noch hörte man ihn rufen: „Christus, du Sohn
Des lebendigen Gottes, erbarme dich mein!" Als er diese Worte
zum dritten Male anfing, hinderte ihn der Qualm, den ihm
der Wind ins Gesicht trieb, sie zu vollenden. Einige Minuten
lang bewegte er noch das Haupt; dann verschied er. Nachdem
die Glut erloschen war, mußten die Henker seine Asche und
seine Gebeine in den Rhein werfen.
Ebenso starb auch im folgenden Jahre sein Freund, Hie-
ronymus von Prag. Durch die Schrecken des Feuertodes hatte
er sich verleiten lassen, seine Meinung zu widerrufen. Aber sein
Gewissen ließ ihm keine Ruhe. Er begehrte noch einmal vor
seine Richter geführt zu werden, und hier bekannte er laut und
vffen, jener Widerruf sey das größte Verbrechen, das er je be-
gangen habe, und er sey Willens, auf Wcklefs und Hussens
Hehre zu sterben. Auch ließ er sich mit derselben Freudigkeit,
wie sein theurer Lehrer, verbrennen.
Indessen hatte ein Prediger, Jacobellus von Mies,
in Hussens Sinne mit großem Beifalle in Prag gepredigt, und
seine und Hussens Schüler bewogen, das Abendmahl unter bei-
derlei Gestalt zu genießen. Darüber ergrimmte das Coneil in
Cvstni'tz, und erklärte alle Anhänger des Huß, die sich nun H u s-
siten nannten, für Ketzer. Dies und besonders die Nachricht
von der Hinrichtung ihres geliebten Lehrers, setzte die Hussiten
in Wuth. Sie schrieben einen derben Brief an das Coneil,
rotteten sich zusammen, bewaffneten sich, und begingen gegen
die Katholiken viele Gewaltthätigkeiten. Ein wilder, kühner
Mensch, I o h a n n Z i s k a, stellte sich an ihre Spitze, und trotzte
selbst dem Könige Wenzel, der während dieser Unruhen und aus
Aergcr darüber starb. Nun hätte Siegismund auch König von
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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den, rheils wegen der Unbekanntschaft mit den dortigen Gegen-
den, theils wegen des Vorurtheils, daß man wegen der Hitze
nicht über die Linie schiffen könnte. Vielleicht hielt man auch
die dortigen Völker für zu wild, um mit ihnen Handelsverbin-
dungen anknüpfen zu können- Auch zu Lande wagte es nicht
leicht ein Europäer in die hinteren und südlicheren Länder Afiens
zu reisen. Und doch waren die Producte des schönen, warmen
Ostindiens schon von Alters her in Europa überaus geschätzt.
Gold, Edelsteine, Gewürze, Elfenbein, Baumwolle, Seide, eine
Menge Apothekerwaaren und viele andere köstliche Producte des
Südens konnten die Europäer nicht wohl entbehren; aber sie
holten sie nicht unmittelbar von dort, sondern kauften sie den
arabischen (maurische«) Kaufleuten ab, die sie von Ostindien
nach dem persischen und arabischen Meerbusen brachten. Hier
lud man sie auf Kameele, und führte sie nach Alexandrien in
Aegypten, oder nach den Häfen Syriens und Klein-Asiens.
Hierhin kamen nun die Europäer, und kauften sie jenen ab;
aber dadurch kamen ihnen die Maaren sehr theuer zu stehen.
Der Handel mit diesen Südproducten war vorzüglich in den
Händen der Italiener, am meisten der Städte Venedig, Ge-
nua, Pisa und Amalfi. Diese verschifften dann die Maa-
ren nach den übrigen Ländern Europa's. Keiner aber dachte
daran, einen bequemen Handelsweg nach Ostindien aufzufinden,
etwa um Afrika herum; denn man wußte noch nicht, wie weit
Afrika sich nach Süden hin erstrecke, und ob es nicht vielleicht
bis an den Südpol reiche.
Da lebte in der ersten Hälfte des löten Jahrhunderts kn
Portugal ein Prinz, Dom Henrique oder Heinrich, den
man nachher Heinrich den Seefahrer nannte, der 3te
Sohn des Königs Johann 1. Dieser Prinz beschäftigte sich gern
mit Mathematik und Schiffahrtskunde, und hatte eine große
Begierde, neue Entdeckungen zu machen. Darum hatte er im-
mer auf seinem Schlosse eine Gesellschaft von Gelehrten um
sich, mit denen er neue Seefahrten ausdachte, und überlegte.
Besonders lag ihm daran die Westküste von Afrika, von der
man kaum den obersten Theil kannte, näher kennen zu lernen.
Einst schickte er ein Schiff unter dem geschickten Seefahrer
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Johann
Extrahierte Ortsnamen: Europa Ostindien Syriens Venedig Amalfi Ostindien Afrika Afrika Portugal Dom_Henrique Afrika