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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Theil 2 - S. 38

1827 - Leipzig : Fleischer
38 pfere Thaten Bewunderung zu erregen; Andere gingen den Tour« nieren nach, suchten dabei Danke zu verdienen, oder Gefangene zu machen, für die sie sich dann ein schönes Lösegeld geben ließen; wurden sie aber selbst gefangen, so mußte man sie unentgeltlich frei geben, weil sie nichts hatten. Noch Andere wurden von ihrer Begierde nach Abentheuern und ihrer Vorliebe für ein ab- wechselndes Leben umhergetcieben. 47. Die Kaiser Heinrich 5. und Lothar. Es ist schon gesagt worden, daß der unglückliche Heinrich 4. 1106 gestorben sey. Sein Sohn Heinrich 5. folgte ihm zwar als deutscher König; aber da der Fluch seines Vaters auf dem un- gerathenen Sohne lastete, so ist schon vorauszusehn, daß seine Re- gierung nicht ruhig und glücklich seyn konnte. Und so war es auch. Zuerst bekam er gleich anfangs einen lebhaften Streit mit dem Papste Paschalis2. wegen der Investitur. Der Papst wollte durchaus nicht zugeben, daß der Kaiser hinfort die Bischöfe einsetzen sollte; dieser aber wollte sich dies Recht nicht nehmen lassen, weil ja die Geistlichen viele Güter besaßen, die sie von sei- nen Vorfahren geschenkt erhalten hätten. Als nun Heinrich nach Rom zog, um sich krönen zu lassen, erklärte Paschalis rund her- aus, er würde ihn nicht eher krönen, bis er ihm nachgegeben habe. „Ei was!" rief einer der Begleiter des Königs, „was brauchts erst vieler Worte? Wisset, unser Herr will ohne alle Be- dingungen, wie einst Karl der Große, gekrönt seyn." Und da der Papst immer noch widersprach, so ließ Heinrich ihn nebst einigen Cardinalen plötzlich gefangen, nehmen, und nun erst entschloß er sich zur Krönung. Aber damit war der Friede noch nicht herge- stellt. Der Streit wurde bis zum Jahre 1122 fortgesetzt, wo der Papst einen Legaten nach Worms schickte, und beide sich dahin verglichen, daß die deutschen Bischöfe und Aebte in Gegenwart des Kaisers, aber ohne Simonie, gewählt, und von ihm wegen ihrer vom Könige einst erhaltenen Güter mit dem Scepter be- lehnt werden, aber vom Papste die Belehnung mit Ring uyd Stab erhalten sollten. Ganz Deutschland frohlockte, daß endlich der Friede zu Stande gekommen war. Mit den deutschen Fürsten vertrug sich Heinrich nicht besser

2. Theil 2 - S. 43

1827 - Leipzig : Fleischer
43 Kreuzzug zu Stande gekommen seyn. Dieser Mann hatte schon in der Jugend durch Fleiß, Einfachheit, Bedachtsamkcit und Ge- horsam sich hervorgcthan, und vor allen sich selbst zu beherrschen gelernt. Gegen die sinnlichen Freuden, gegen Esten, Trinken und schöne Kleider, war ergänz gleichgültig; jeder Augenblick, ohne dringende Noth schlafend zugcbracht, schien ihm ein Verlust am Leben; denn sein Gemüth war immer auf etwas Höheres ge- richtet. In einer wüsten Gegend hatte er das berühmte Kloster Clairvaux gegründet, und hier lebte er mit der größten Strenge. So zurückgezogen aber auch sein Leben als Mönch war, so we- nig kannte er Menschcnfurcht, wenn es darauf ankam, die Ehre Gottes zu befördern. Der damals lebende Papst Eugen 3. erkannte, daß der Abt Bernhard ganz der Mann sey, wie einst Kukupeter, die Abend- länder zu einem neuen Kreuzzuge zu bereden, und gab ihm daher den Auftrag, das Kreuz zu predigen. Dabei kam dem Abt sehr zu Statten, daß der König von Frankreich Ludwig 7. gerade damals die heftigsten Gewiffcnsbistc fühlte. Er hatte nämlich in einem Kriege mit dem Grafen von Champagne die Stadt Vitry erobert, und dabei waren in einer Kirche 1300 Menschen, die sich dahin geflüchtet hatten, verbrannt worden. Nur durch einen Kreuzzug glaubte der König die große Schuld sühnen zu können. Das Beispiel des Königs, und vorzüglich auch die Versicherung des beredten Bernhard, daß der Kreuzzug glücklich ausfallen würde, und allen Theilnehmern vollständige Vergebung ihrer Sünden zu Theil werden sollte, brachte eine Menge Menschen in Frankreich in Bewegung. Ludwig, seine Frau, sein Bruder, viele Grafen, Bischöfe und Edle nahmen das Kreuz, ugd zwar in solcher Men- ge, daß die wollenen Kreuze, dle Bernhard bei einer dazu ge- haltenen Versammlung austheilte, lange nicht zureichten, und er seinen eigenen Mantel zu Kreuzen verschneiden mußte, um nur den Andrang zu befriedigen. Nun wandte er sich auch nach Deutschland. Aber Kaiser Conrad 3. war nicht geneigt dazu; denn er hatte in Deutsch- land und Italien alle Hände voll zu thuw. Bernhard indessen war nicht der Mann, ein angefangenes Werk so schnell aufzuge- den. Er reiste dem Kaiser, der ihm auszuweichcrr suchte, nach, /

3. Theil 2 - S. 93

1827 - Leipzig : Fleischer
93 Ritter sterben sollte." Darauf ließ er ihn sorgfältig pflegen, und schickte ihn dann in sein Vaterland zurück. So wissen sich edle Menschen zu rachen! Auch gegen die Söhne Ottokars zeigte sich Rudolph großmüthig. Er belohnte sie mit dem Erd- reiche ihres Vaters, und nahm ihnen nur die von diesem un- recht erworbenen Länder. Oestreich gab er seinen beiden Söh- nen Albrecht und Rudolph, und wurde dadurch der Stamm- vater des östreichischen Hauses. Darauf reifte Rudolph umher, hielt mehrere Reichstage, und ließ in verschiedenen Gegenden den Landfrieden beschwören. Dennoch hörten viele Ritter nicht auf, von ihren Raubschlössern aus die Ruhe des Landes zu stören. Einer der ärgsten war Graf Eberhard von Würtemberg, der den Wahlspruch hatte: Gottes Freund, aller Welt Feind! Er konnte nicht ver- gessen, daß Rudolph sonst seines Gleichen gewesen war, und wollte ihm nicht gehorchen. Aber Rudolph wußte sich Gehor- sam zu verschaffen. Er belagerte Stuttgard so lange, bis Eber- hard gute Worte gab, und Ruhe zu halten versprach. Außer- dem zerstörte der Kaiser eine Menge von Raubschlössern; in einem Monate einmal 66. Die Uebelthäter ließ er nach Erfurt bringen. Hier wurden die Edelleute enthauptet, die Knechte aber aufgehenkt. Das machte Eindruck. Von seiner Klugheit erzählt man folgendes Beispiel. Als er einst in Erfurt war, trat ein Kaufmann aus Lübeck vor ihn, und klagte gegen einen Gaftwirth von Erfurt, d-em er einen Beutel mit Gold zur Verwahrung gegeben habe, und der nun die ganze Sache ableugne. Rudolph ließ den Beklagten holen, befragte ihn, und erhielt die Versicherung, daß er von keinem Beutel wisse, und der Kaufmann ein Lügner sey. Allein den Kaiser tauschte er nicht; der durchschaute den ganzen Betrug. Wie von ungefähr sagte er während des Gesprächs zum Gaft- wirthe: „sieh! du Haft ja an deinem Gürtel einen köstlichen Beutel hängen! Laß doch einmal sehen!" Sogleich nahm ihn der Gaftwirth ab, überreichte ihn dem Kaiser, und bat diesen, ihn doch als Geschenk anzunehmen. Rudolph hatte nur etwas von dem Manne in Händen haben wollen. Er nahm einen Vorwand hinauszugehcn, und sandte einen Diener zur Frau des

4. Theil 2 - S. 68

1827 - Leipzig : Fleischer
m begegneten, waren die Worte: rnemsnto mori ! das Einzige, womit sie sich begrüßten. Wichtiger aber als alle andere Mönchsorden wurden die Franziseaner und Dominicaner. In dem Städtchen Assisi im Neapolitanischen lebte zu Ende des 12ten Jahrhunderts ein wohlhabender Kaufmann, der einen Sohn, Namens Franziscus hatte. Der junge Mensch sollte auch zur Handlung angelernt werden, kam aber plötzlich, man weiß nicht wodurch, zu dem Entschlüsse, ein frommes Leben zu führen, nachdem er viele thörigte Streiche ausgeübt hatte. Einst, als ihn sein Vater mit Waaren, die er verkaufen sollte, ausgeschickt hatte, kam er ohne sie und ohne Geld nach Hause, und erzählte, er habe das letztere zu frommen Zwecken verwen- det. Der Vater züchtigte ihn, und sperrte ihn ein, aber die schwache Mutter ließ ihn wieder heraus. Nun trieb er sich herum, und seine Schwärmerei wurde immer größer. Er er- zählte ganz im Ernste, daß er mit Gott und Jesus zuweilen münd- liche Unterredungen habe. Seine Kleider schenkte er oft weg, und ließ sich dafür von Bettlern Lumpen geben, und da fein Va- ter ihn von seinen Thorheiten zurückbringen wollte, kam er gar nicht mehr nach Hause, sondern lebte in Höhlen und Einöden. Einst hörte er eine Predigt an, in welcher der Geistliche den Spruch Matth. 10, 9 und 10 vorlas: „ihr sollt nicht Gold, noch Silber, noch Erz in euren Gürteln haben, auch keine Tasche zur Reisefahrt; auch nicht zwei Röcke, keine Schuhe und keinen Stecken ; denn ein Arbeiter ist seiner Speise werth. " Sogleich warf er alles weg, was er noch hatte : Geld, Tasche, Schuhe, Stock und Kleider, behielt nichts als eine Kutte von grobem brau- nem Tuche, band um den Leib einen Strick, und wanderte bar- fuß weiter. Ueber den närrschen Menschen wurde natürlich viel gesprochen. Viele nannten ihn einen Narren; selbst sein Bruder verspottete ihn; aber Andere meinten, er müsse wohl ein Heiliger seyn, und da bekanntlich ein Narr viele Narren zu machen pflegt, so liefen ihm bald Mehrere nach, und machten es ebenso wie er. Als er elf Schüler beisammen hatte, so schrieb er ih- nen eine Regel vor, und verlangte vor allen Gehorsam, Armuth und eheloses Leben- Mit zwölf Schülern kam er 1210 nach

5. Theil 2 - S. 70

1827 - Leipzig : Fleischer
70 zeigte vor allen eine große Liebe zu seinen Nebenmenschen. Als er 36 Jahre alt war, reiste er durch Frankreich. Hier in dem Gebirge der Sevennen, besonders um das Städtchen Albi herum, lebten damals viele christliche Gemeinden, welche sich Albigenser nannten, von den Katholiken für Ketzer gehalten wurden, aber höchst fromm und sittlich waren. Die vielen Mißbräuche in der katholischen Kirche hatten mehrere fromme Männer auf den Gedanken gebracht, daß es gewiß gottgefälliger wäre, bloß nach den Vorschriften des neuen Testaments zu leben und Gott zu verehren. Sie verwarfen alle erst nachher eingeführten Ge- bräuche, wollten von Verehrung der Heiligen, Ablaß, Fegefeuer, Mönchsleben u. d. gl. nichts wissen, gehorchten der Obrigkeit, lebten in Stille und Frieden, und hatten Geistliche, die nicht nach irdischen Gütern trachten durften. So wacker nun auch diese Albigenser waren, so wurden ste doch von den umwoh- nenden Katholiken als verabscheuungswürdige Menschen ange- sehen; dahin kann die Unduldsamkeit führen! — Als Guzman durch ihr Land reifte, jammerte es ihn, daß diese sonst guten Leute ein Raub des Teufels — so meinte er — werden müß- ten. Er suchte sie deshalb von ihren vermeintlichen Jrrkhümern zu bekehren, und blieb deshalb zehn Jahre lang bei ihnen. Zu- letzt kam er auf den Gedanken, es müsse ja recht verdienstlich seyn, einen Orden zu stiften, der sich ganz der Bekehrung der sogenannten Ketzer widmete. Papst Honorius 3. bestätigte die- sen Orden 1216. Er wurde auch der Predigerorden ge- nannt, weil die Dominicaner umherreisten, und die Erlaubniß hatten, überall zu predigen und Beichte zu hören. — So ein braver Mann Dominicus sonst auch war, so war er doch ein Schwärmer, und legte einen viel zu großen Werth auf äußere Gebräuche. So hatte er z. B. stch neun Arten zu beten aus- gedacht: in gebückter Stellung, auf dem Bauche liegend, abwech- selnd niedeckniend und dann wieder aufspringend, die Arme wie ein Kreuz ausgeftreckt u. s. w. Er starb 51 Jahre alt, auf der Erde liegend, in einer härenen Kutte, und eine Kctt'b um den Leib. Anfangs waren sein Orden, wie der des Franziscus jetzt noch, ein Vettelorden, ist es aber seit dem i4ten Jahrhun- dert nicht mehr.

6. Theil 2 - S. 110

1827 - Leipzig : Fleischer
110 und suchte ihm einen Gegenkönig entgegenzuftellen. Erft wähl- ten Kcilrs Gegner den König Eduard 3. von England, und da dieser zurücktrat, den Markgrafen Friedrich den Ernst- haften von Meißen. Aber auch dieser lehnte die gefährliche Ehre ab, die endlich der tapfre Günther Graf von Schwarzburg annahm. So ritterlich dieser Mann auch war, so war er doch nicht dazu gemacht, den rechtmäßigen Kaiser zu stürzen, und entsagte schon in demselben Jahre seiner neuen Würde. Die Haupttriebfeder von Karls Handlungen war Eigennutz. Jede seiner Vermahlungen, jede Geldnoth, jeder Todesfall eines Reichsfürsten wurde von ihm benutzt, seine Besitzungen zu er- weitern. Und in der That hatte er auch Glück darin. Unter an- dern brachte er die Oberpfalz (jetzt ein Theil von Nordbaiern), die Oberlausitz und ganz Schlesien an sein Haus, späterer auch die Niederlausitz, Tyrol und gar die Mark Brandenburg. Um doch etwas auch für das deutsche Reich zu thun, gab er die soge- nannte goldene Bulle. Dies ist ein Gesetz, durch welches genau bestimmt wurde, wie es mit der Wahl und Krönung des Kaisers gehalten werden müsse, welchen Fürsten die Wahl zukomme u. d. gl. Als solche Wahl - oder Kurfürsten wurden sieben bestimmt: die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Cöln, der König von Böhmen, der Herzog von Sach- sen-Wittenberg, der Markgraf von Brandenburg, und der Pfalzgraf am Rhein. Nur diese sieben sollten künftig wählen. Karl ist 1378 gestorben. Die Kurfürsten wählten zu sei- nem Nachfolger seinen ältesten Sohn Wenzel, der von 1378— 1400regiert hat, und ein äu- ßerst träger Mann war. In seiner Kindheit war er nie zum Gehorchen angehalten worden; darum verstand er auch in der Folge nicht zu regieren. Sein Vater hatte doch wenigstens seine Erbländer recht blühend gemacht; aber auch um diese be- kümmerte sich der für Alles gleichgültige Wenzel wenig. Die Folge seiner Unthätigkeit war, daß das Ansehen des Kaisers immer mehr verfiel, und die Folge hiervon wieder, daß Jeder that, was ihm gefiel und wozu ec die Macht hatte. Fast zu

7. Theil 2 - S. 112

1827 - Leipzig : Fleischer
112 worden, kleinen Brettern zum Lheil, statt der Schilde, hatten sich auf einen Berg gestellt, und sahen mit Beklommenheit die berittene Reiterschaar heranziehen. Entschlossen, für das Vater- land zu sterben, erwarteten sie ihre letzte Stunde; zu siegen schien für sie keine Hoffnung. Aber der, welchen Gott verwirft, pflegt jederzeit das Verkehrteste zu wählen. So hier Leopold. Er be- fahl den Reitern abzusitzen, und zu Fuß die Schweizer zurückzu- treiben. Indessen waren die Schweizer in die Ebene hinabge- stiegen. Sie fielen auf die Knie, und flehten mit erhobenen Hän- den Gott um Hülfe an. Dann liefen sie getrosten Muthes mit lautem Kriegsgeschrei gegen den Feind. Aber die Ritter aus Oestreich standen in langer, wohlgeordneter Linie, undurchdring- lich, weil jeder durch seinen Schild gedeckt war , und die langen Lanzen so weit hervorragten, daß die Schweizer mit ihren kurzen Waffen keinen Feind erreichen konnten. Dagegen standen diese wenig gedeckt, viele wurden ohne große Gegenwehr niedergesto- chen. Jetzt aber schienen sie alle verloren; denn die äußersten Flügel der Oeftreicher schwenkten sich zu einem halben Monde, um das Häuflein der Schweizer von allen Seiten zu umfangen. In dieser großen Noth rief. Arnold Strutthanvonwin- kelried seinen Kriegsgefährten zu: „ich will euch eine Gasse machen! Sorgt für mein Weib und meine Kinder; treue liebe Eidgenossen, gedenket meines Geschlechts!" So rannte ec her- vor aus der Reihe, auf den Feind los, umschlang mit seinen Armen so viele Spieße, als er umfassen konnte, begrub sie in seine Brust, und drückte sie, als er sterbend hinsank, mit sich zu Boden. So entstand eine Lücke. Die andern Schweizer stürmten über seinen Leichnam hin, hinein in den Feind, schlu- gen links und rechts mit gewaltiger Hand, und richteten ein großes Blutbad an. Das Gedränge der Ritter war so groß, daß viele an diesem schwülen Tage in ihren Panzern erstickten. Als die Knechte, welche die Pferde der Ritter hielten, das Un- glück sahen, vergaßen sie ihrer Herren, saßen auf, und jagten davon. Herzog Leopold ergriff das Banner von Oestreich, und ließ es hoch wehen. Viele umringten ihn, und baten ihn, sein Leben zu schonen- Ec aber sprach: „es ist so mancher Graf und Herr mit mir in den Tod gegangen, ich will mit ihnen

8. Theil 2 - S. 116

1827 - Leipzig : Fleischer
116 nen englischen Predigers, mit, der durch seine Lehren dort groß- ßes Aufsehen erregt hatte. Erhalte unter andern gelehrt, daß der Papst so gut wie jeder Andere irren könne und oft geirrt habe, daß man in Sachen der Religion nur den Worten des Evangeliums glauben müsse, daß der Papst keineswegs das Recht habe, nach Willkühr Sünden zu vergeben, und Ablaßzcttel zu verkaufen u. d. gl. mehr. Huß nahm anfangs die Bücher Wik- lefs mit einem geheimen Grauen in die Hände; aber je weiter er las, desto mehr freute er sich über den frommen Sinn und die vernünftigen Gedanken des Mannes, und als um diese Zeit päpstliche Ablaßverkäufer nach Böhmen kamen, predigte er offen und frei gegen diese schändliche Art, das arme Volk um sein Geld und seine Seligkeit zu betrügen. Es konnte nicht fehlen, daß ihm seine Freimüthigkeit viele Feinde zuzog. Dazu kam aber noch ein andrer Umstand. Auf der Universität wa- ren böhmische und deutsche Professoren. Diese hatten drei, jene nur eine Stimme. Huß hielt das für ungerecht, und brachte es durch sein Ansehen beim König Wenzel, der ihn liebte, dahin, daß nun die Böhmen drei, und die Deutschen eine Stimme erhielten. Hierüber wurde die Gahrung so groß, daß die fremden Professoren und Studenten die Stadt für im- mer verließen. Wie zahlreich aber damals diese Universität ge- wesen seyn muß, beweist die Menge der Abziehenden. Ihre Zahl wird —- aber gewiß übertrieben — auf 20 — 40,000 angegeben; 5000 waren ihrer aber wenigstens. Viele von ih- nen gingen nach Leipzig, wo um diese Zeit eine neue Universität errichtet wurde- Die Bürger Prags waren sehr unwillig, daß durch Huß die Stadt so vieler ihrer Einwohner beraubt worden war. Aber keiner haßte ihn mehr als der Erzbischof, der es endlich dahin brachte, daß der Papst ihn in den Bann that, und die Stadt mit dem Jnterdict belegte; d. i. so lange Huß in Prag blieb, durfte kein Gottesdienst gehalten, keine Glocke gelautet, kein Kind getauft, kein Gestorbener in geweihter Erde begraben, niemand getraut, kurz keine geistliche Handlung verrichtet wer- den. An den Bann kehrte sich Huß zwar nicht viel; aber er wollte nicht, daß seine Mitbürger durch ihn leiden sollten. Dar-

9. Theil 2 - S. 120

1827 - Leipzig : Fleischer
120 rings um ihn Stroh bis an seinen Hals aufgehauft hatte, ritt der Pfalzgraf zu ihm heran , und ermahnte ihn noch ein Mal, seine Lehren abzuschwören. „Ich rufe Gott zum Zeugen," sprach Huß mit lauter Stimme, „daß alle meine Lehren und Schriften die Absicht gehabt haben, die Menschen aus der Ge- walt der Sünde in das Reich Gottes zu führen. Jetzt will ich die Wahrheit, die ich gepredigt habe, mit meinem Tode be- siegeln. " Der Pfalzgraf winkte, und die Flamme prasselte auf. Zwei Mal noch hörte man ihn rufen: „Christus, du Sohn Des lebendigen Gottes, erbarme dich mein!" Als er diese Worte zum dritten Male anfing, hinderte ihn der Qualm, den ihm der Wind ins Gesicht trieb, sie zu vollenden. Einige Minuten lang bewegte er noch das Haupt; dann verschied er. Nachdem die Glut erloschen war, mußten die Henker seine Asche und seine Gebeine in den Rhein werfen. Ebenso starb auch im folgenden Jahre sein Freund, Hie- ronymus von Prag. Durch die Schrecken des Feuertodes hatte er sich verleiten lassen, seine Meinung zu widerrufen. Aber sein Gewissen ließ ihm keine Ruhe. Er begehrte noch einmal vor seine Richter geführt zu werden, und hier bekannte er laut und vffen, jener Widerruf sey das größte Verbrechen, das er je be- gangen habe, und er sey Willens, auf Wcklefs und Hussens Hehre zu sterben. Auch ließ er sich mit derselben Freudigkeit, wie sein theurer Lehrer, verbrennen. Indessen hatte ein Prediger, Jacobellus von Mies, in Hussens Sinne mit großem Beifalle in Prag gepredigt, und seine und Hussens Schüler bewogen, das Abendmahl unter bei- derlei Gestalt zu genießen. Darüber ergrimmte das Coneil in Cvstni'tz, und erklärte alle Anhänger des Huß, die sich nun H u s- siten nannten, für Ketzer. Dies und besonders die Nachricht von der Hinrichtung ihres geliebten Lehrers, setzte die Hussiten in Wuth. Sie schrieben einen derben Brief an das Coneil, rotteten sich zusammen, bewaffneten sich, und begingen gegen die Katholiken viele Gewaltthätigkeiten. Ein wilder, kühner Mensch, I o h a n n Z i s k a, stellte sich an ihre Spitze, und trotzte selbst dem Könige Wenzel, der während dieser Unruhen und aus Aergcr darüber starb. Nun hätte Siegismund auch König von

10. Theil 2 - S. 149

1827 - Leipzig : Fleischer
149 den, rheils wegen der Unbekanntschaft mit den dortigen Gegen- den, theils wegen des Vorurtheils, daß man wegen der Hitze nicht über die Linie schiffen könnte. Vielleicht hielt man auch die dortigen Völker für zu wild, um mit ihnen Handelsverbin- dungen anknüpfen zu können- Auch zu Lande wagte es nicht leicht ein Europäer in die hinteren und südlicheren Länder Afiens zu reisen. Und doch waren die Producte des schönen, warmen Ostindiens schon von Alters her in Europa überaus geschätzt. Gold, Edelsteine, Gewürze, Elfenbein, Baumwolle, Seide, eine Menge Apothekerwaaren und viele andere köstliche Producte des Südens konnten die Europäer nicht wohl entbehren; aber sie holten sie nicht unmittelbar von dort, sondern kauften sie den arabischen (maurische«) Kaufleuten ab, die sie von Ostindien nach dem persischen und arabischen Meerbusen brachten. Hier lud man sie auf Kameele, und führte sie nach Alexandrien in Aegypten, oder nach den Häfen Syriens und Klein-Asiens. Hierhin kamen nun die Europäer, und kauften sie jenen ab; aber dadurch kamen ihnen die Maaren sehr theuer zu stehen. Der Handel mit diesen Südproducten war vorzüglich in den Händen der Italiener, am meisten der Städte Venedig, Ge- nua, Pisa und Amalfi. Diese verschifften dann die Maa- ren nach den übrigen Ländern Europa's. Keiner aber dachte daran, einen bequemen Handelsweg nach Ostindien aufzufinden, etwa um Afrika herum; denn man wußte noch nicht, wie weit Afrika sich nach Süden hin erstrecke, und ob es nicht vielleicht bis an den Südpol reiche. Da lebte in der ersten Hälfte des löten Jahrhunderts kn Portugal ein Prinz, Dom Henrique oder Heinrich, den man nachher Heinrich den Seefahrer nannte, der 3te Sohn des Königs Johann 1. Dieser Prinz beschäftigte sich gern mit Mathematik und Schiffahrtskunde, und hatte eine große Begierde, neue Entdeckungen zu machen. Darum hatte er im- mer auf seinem Schlosse eine Gesellschaft von Gelehrten um sich, mit denen er neue Seefahrten ausdachte, und überlegte. Besonders lag ihm daran die Westküste von Afrika, von der man kaum den obersten Theil kannte, näher kennen zu lernen. Einst schickte er ein Schiff unter dem geschickten Seefahrer
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